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Who the Fuck Is Pigmento?
Spirit of a Dual Nature

Pointierte Erzählungen, Anekdoten statt Fakten

 

Kapitel 24 bbg

Gemeinde Wien und Bund als „Totengräber“. Alles begann vielversprechend. Die Gründung eines Bauunternehmens war beschlossene Sache. Firmenkapital, Gesellschafter, Geschäftsführer, Mitarbeiter, Firmensitz, Bauhof, Steuerberater, Rechtsform, Gesellschaftsvertrag, Gewerbeanmeldung, Finanzierungsplan, Umsatzprognosen, im Vorfeld gesicherte Bauaufträge von künftigen Auftraggebern, etc. – Herz, was willst du mehr. Alles lief wie am Schnürchen. Eine seriöse Ermittlung aller Aufwendungen und Kosten, günstige Fremdkapitalaufnahme, Aufträge privater Auftraggeber, gute und einsatzfreudige Mitarbeiter im Büro und auf den Baustellen, erlaubten eine risikofreie Einschätzung hinsichtlich zukünftiger Liquidität und unseres unternehmerischen Erfolges. Das Unternehmen florierte, der Mitarbeiterstab wuchs rasant. Wir hatten keine auftragsschwachen Zeiten, mussten daher nicht, wie branchenüblich die Mitarbeiter „stempeln“ schicken. Wir hatten Vollbeschäftigung auch in den Wintermonaten. Wie lustig, wenn es nicht so traurig wäre. Ich liebe es, klugen Menschen zuzuhören. Ich liebe es, inspirierenden Menschen zu begegnen. Menschen mit Charakter, mit Standpunkt, Rückgrat und der Fähigkeit sich in Dinge hinein zu denken. Und genau hier liegt aber der Knackpunkt. Ich hatte als pragmatisierter Beamter, dem Drängen meiner sogenannten Freunde nachgegeben, dem sicheren Dienst bei der Gemeinde Wien zu entsagen. Ich ließ mich kurzerhand zum geschäftsführenden Gesellschafter der bbg Badersdorfer Baugesellschaft m. b. H. bestellen und dachte: Höher, schneller, weiter! Das sollte nicht nur die Maxime der Großen und Erfolgreichen sein. Nein, auch ich war herausgefordert, das Beste aus mir und der Baugesellschaft heraus zu holen. Immer. Und immer wieder. Höher. Noch ein Stück. Schneller. Wie gut, dass es Narren gibt, die sich von klugen Freunden zu ihrem Fortkommen helfen lassen. Ich wollte durch Strebsamkeit Karriere machen, hatte meinen schlummernden Schwachsinn verkannt und wurde dabei nicht vom leisesten Selbstzweifel "angeflogen". Die bbg war von Anbeginn an erfolgreich, die Privatkunden sowie die Gesellschafter waren hoch zufrieden. Die bbg bekam „erfreulicherweise“ den Zuschlag bei diversen Ausschreibungen der öffentlichen Hand. Die Tragödie begann. Die Zahlungsmoral der Gemeinde Wien und des Bundes, sowie die Außenstände von mehreren Millionen führten die bbg in die Insolvenz. Obendrein hatten korrupte Beamte die Hand aufgehalten, damit sie überhaupt die Zahlungsanweisungen machten, auf die unsere Gesellschaft einen Anspruch hatte. Der Weg in die Insolvenz war unausbleiblich. Auf den mir zugeteilten Insolvenzverwalter, einen weltmännisch wirkenden, clever anmutenden und äußerst ausgefuchsten „Advokatus Diaboli“, gingen alle Rechte der Gesellschaft über, mit dem Ziel, den Betrieb durch eine Sanierung zu retten. Dieser hatte mir auch Zuversicht signalisiert. Tatsächlich hatte er das ausständige Vermögen der bbg eingebracht, zur Gänze veruntreut und sich anschließend erschossen. Das Gesetz hat mich schuldig gesprochen, ich war einsichtig, hatte jedoch subjektiv gesehen weder fahrlässig noch vorsätzlich gehandelt. Meiner Berufung gegen das Straferkenntnis wurde stattgegeben und die Republik Österreich zur Zahlung der Anwalts- und Prozesskosten verurteilt. Der Sieg war umsonst, die bbg war kaputt, die Millionen dahin. Ich begegnete immer wieder Menschen, die sich offensichtlich sehr mit den großen Talenten des Anderen beschäftigen, um im gleichen Atemzug den eigenen Misserfolg zu erklären oder zu betrauern. Mea culpa?

 

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Kapitel 24

 

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